Eine Andacht von Vikar Jonas Scholz

Nachricht 15. Mai 2023

Andacht Juni

„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle“; Gen 27

Ich kenne viele Menschen, und zähle mich dazu, die sich kaum gründlich mit dem Anbau von Korn, Gemüse und Wein beschäftigt haben. In Kleingärten und Beeten wurden höchstens kleine Experimente durchgeführt. Das mag hier in Fischerhude und allgemein auf dem Lande etwas anders sein. Und doch möchte ich unterstellen, dass der Bezug zur Herkunft unserer Lebensmittel durch deren ständige Verfügbarkeit im Supermarkt und mittlerweile kaum noch wegzudenkende Lieferdienste stetig sinkt. Mit der Lebensrealität, die dieser Segen einst im Blick hatte, hat das nicht mehr viel gemein.

Es sind fette Jahre, in die ich hineingeboren wurde. Niemals hungerten meine Familie und Freunde. Doch gewährleistet die sichere Stillung der Grundbedürfnisse von Essen und Trinken nicht die Sorglosigkeit. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich glaube, dass der Segen, den zuerst Jakob von seinem Vater Isaak hörte, uns heute noch und gerade heute etwas Wichtiges mitzuteilen hat. Er ruft uns in Erinnerung, dass die Furchtbarkeit der Böden nicht selbstverständlich ist. Gott hat es so eingerichtet, dass der Himmel den Tau bringt, damit die Erde Frucht/bzw. Fett bringt. Das gilt, egal wie weit entfernt uns die Herkunft der Lebensmittel, die wir kaufen auch erscheint.  Und in einer Zeit, da sich das Klima auf noch nicht vorhersehbare Weise wandeln wird, hoffe ich, dass dieser Segen sich wieder bewährt. Ich hoffe, dass es genügend fruchtbare Böden geben wird, und dass Menschen, die jetzt Durst leiden und hungern, solche finden werden. Ich hoffe, dass sich Menschen, die in wohlhabenden Ländern leben und zurzeit die Fülle genießen, sich erinnern: Daran, dass die fruchtbare Erde behütet werden muss. Wir müssen wieder dankbarer werden, dass wir ohne knurrenden Magen ins Bett gehen dürfen. Der Vers Gen 27 kann uns dabei helfen, das rechte Maß wiederzufinden.  Ihm geht es in erster Linie um die Stillung der Grundbedürfnisse, und dann um den Überfluss - mehr zu haben als nötig. Ich denke an der Beherzigung dieser Grundwahrheit wird sich die Zukunft unserer Art maßgeblich entscheiden.

„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.“

Ihr Vikar Jonas Scholz