Um 07:00 Uhr fing es an zu regnen. Um 09:45 Uhr nahm ich dann doch das Auto. Es regnete immer noch. Ein Blick in die Kirche – niemand da. Also schnell weiter in die Surheide. Tatsächlich! Die Gemeinde trotzt dem Regen. Drei Pavillons waren aufgebaut worden. Unter einem residierte der Posaunenchor, der nächste beherbergte den Mann am Keyboard und unter dem letzten fanden einige Gottesdienstbesucher Platz. Drumherum waren Stühle und Bänke aufgestellt. Gut besetzt mit Menschen unter Schirmen oder in Regenjacken.
Schnell einen Platz auf einer Bank gefunden, vier Menschen, drei Schirme, es wurde eng. Zu den Klängen des Posaunenchors mischte sich der Regen, der auf die Schirme tropfte.
Wir sangen „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Pastorin Kuhlmann begrüßte die Gemeinde und munterte uns mit den Worten „Regen ist flüssiger Sonnenschein“ auf. Da konnten wir gar nicht anders, als „Großer Gott wir loben dich“ mit kräftiger Stimme zu singen.
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, Amen“. Frau Kuhlmann erzählte in ihrer Predigt (Lukas 13, 10-17) über ein Ereignis, dass sich in einer Synagoge zutrug. Jesus lehrte in ihr am Sabbat. Möglicherweise war es so wie sonst in der Kirche oder hier im Wald. Wir alle haben uns aufgemacht, um auf Gott zu hören, etwas von Gott zu spüren. Wir nehmen uns Zeit zum Da sein, zum Hören, zum Nachdenken.
Das Lukas-Evangelium erzählt zu Beginn des 13. Kapitels, dass die Menschen sehr in Sorge waren. Es gab zwei Meldungen, die nichts Gutes verhießen. Zum einen hatte sich eine Gruppe von Pilgern zum Gebet im Tempel versammelt, als Pilatus sie ermorden ließ. Zum anderen hieß es, dass ein Befestigungsturm umgestürzt war und 18 Menschen den Tod fanden. Diese furchtbaren Ereignisse bewegten die Menschen, als sie sich zum Gottesdienst versammelten. Wie klar kommen mit den Schreckensmeldungen, der Unsicherheit und der Bedrohung? Was nährt die Hoffnung und Zuversicht sicher in Frieden leben zu können? Es wäre schön, etwas Aufbauendes zu hören. Damals. Jetzt. Jesus Blick fällt auf eine Frau, der es schlecht geht, ihre Glieder sind verkrümmt seit langen Jahren. Sie kann ihren Kopf nicht mehr heben, sieht die Menschen nicht mehr, die um sie herum sind.
Jesus entdeckt sie in der Menge und ruft sie heraus zu sich. Langsam kriechend brauchte es eine Zeit, bis sie bei ihm war. Und dann ist sie da und spürt seine Hand auf ihrem Körper und hört die Worte „Du bist erlöst. Von deiner Schwäche.“ Sofort, ohne nachzudenken, richtet sie sich auf. Zeit zum Staunen für das Volk, für uns heute. Welch ein Lichtblick in der Zeit der Schreckensmeldungen und der Sehnsucht nach Trost.
Der Synagogen-Vorsteher reagiert ärgerlich. „Muss das sein, kann das nicht bis morgen warten? Es sind schwierige Zeiten, denkt an die ermordeten Pilger. Es ist gefährlich, Regeln zu übertreten.“
Jesu Antwort ist eindeutig: Nein zum Warten! Wenn die Zeit da ist – die Zeit für eine Frau, erlöst, los gebunden zu werden. Immer gibt es Menschen, die darin unterstützt werden müssen, sich aufzurichten. Für sie gibt es den richtigen Moment. Ohne Aufschub. Jesus sieht hin und handelt. Gott wendet sich zu. Dem geknickten Rohr, dem glimmenden Docht.
Himmel und Erde berühren sich. Ist es immer gut, am Alten festzuhalten? Ist es Zeit, etwas zu ändern? Wir sind frei. Und wenn sich eine von uns aufrichtet, dann kann das von einem auf den anderen Moment ihr Leben, mein Leben, unser Leben verändern. Wenn wir uns berühren lassen und aufrichten zu Gott hin, dann können sich Dinge ändern. Dann wächst Freude! Gott wirkt durch unsere Hände und Worte. Amen.
Wir sangen „Nun steht in Laub und Blüte, Gott Schöpfer deine Welt“.
Dann wurde es ein wenig eng zwischen Altar und Posaunenchor. Das Bibelkids-Team, quasi die Gründungsfrauen, wurden verabschiedet. (Es gibt jugendlichen Nachwuchs, aber es können sich gerne noch Interessierte bei unserer Pastorin melden.) Silke Kuhlmann, Nicole Siemers vom Kirchenvorstand und einige Eltern dankten Ulrike, Anke, Nina, Kira, Pamela, Christa, Betty, Zoe, Luisa und Uschi für ihr jahrelanges Engagement.
Für die mit viel Herz vorbereiteten Bibelgeschichten, Sommerfeste, Kirchenübernachtungen und und und. Unter dem herzlichen Applaus der Gemeinde nahmen die Ehrenamtlichen Blumen und Geschenke entgegen. Gemeinsam sangen wir „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist“.
Dann wurde es zum zweiten Mal feierlich. Geehrt wurde der Leiter des Fischerhuder Posaunenchors, Armin Hennig für 25 Jahre im Dienste des Wohlklangs. Es ist einfach etwas wunderbares, ein echter Schatz solch einen Chor in unserer Gemeinde haben zu dürfen. Gut wenn man einen Leiter hat, der kontinuierlich, immer auch erneuernd und vor allem mit dem Herzen bei der Sache ist. Gedankt wurde auch Christine Dahlweg und Martin Dobers. Beide sind jeweils seit 60 Jahren dabei. Das ist wahre Leidenschaft! Die Menschen dankten mit herzlichem Applaus. Der Posaunenchor gab zum Ende des Gottesdienstes noch eine Zugabe: „I have a dream“ von ABBA. Danach zog es uns ans Schützenhaus. Der Gemeindebeirat hatte wieder wunderbar vorgesorgt und aufgetischt. Die große Buche beschirmte die Menschen, den Kaffee und die Kekse.
Am Altar trotzte die Osterkerze tatsächlich dem Regen – und es war mehr als ein Glimmen.
Martina Banehr