UNERFÜLLTER WUNSCH

Nachricht 24. Dezember 2024

Als ich dieses Jahr Gottesdienstdienst als Kirchenvorsteher in zwei Weihnachtsgottesdiensten hatte, kamen mir kleine persönliche Weihnachts-anekdoten in den Sinn, eine möchte ich gerne erzählen. Sie zeiget auch ein bisschen, wie sich das Gottesdienstverständnis über die Zeit verändert hat.

In dieser Geschichte spielte nicht ich, sondern mein keiner Bruder Henning die Hauptrolle. Als Henning etwa zwei Jahre alt war, war er zusammen mit einer Freundin meiner Mutter in der Kirche beim Krippenspiel. Auch in so jungen Jahren war Henning schon ein großer Freund des weihnachtlichen Liedguts, das es natürlich in einem Weihnachtsgottesdienst zur Genüge zu hören gab. So begab es sich, dass er, nach einem der ersten Lieder auf der Orgel, so von Freude erfüllt war, dass er sich nichts sehnlicher wünschte als eine Zugabe zu hören. So rief er lauthals in die Stille:

„Mehr Sik …! Mehr Sik …! Mehr Sik …!“

Solch spontane Juchzer der Freude eines Kindes in einem weihnachtlichen Gottesdienst waren allerdings im vor 50 Jahren geltenden Gottesdienstverständnis nicht vorgesehen. So kam es, dass der die Gottesdienstordnung umsetzende Pastor Herr Nowak dem Wunsch von Henning nicht nachkommen wollte. Statt einer musikalischen Zugabe wurde die Freundin meiner Mutter mitten im Gottesdienst vom Pastor unmissverständlich gebeten, diesen mit Henning zu verlassen.

Dieses Erlebnis hat sein Verhältnis zur Kirche nicht nachhaltig belastet. Henning ist jetzt Kirchenvorsteher der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Greater Manchester in England.

Matthias Gieschen