Gemeinsam unterwegs
Das Tandem auf der Titelseite ist ein besonderes Fahrrad. Es braucht Vertrauen. Vorne hat man nur zwei kleine Griffe auf Sitzhöhe, um sich festzuhalten. Wer hinten sitzt, lenkt. Aber wie bei jedem Tandem gilt: nur gemeinsam kommt man voran. Die Tritte müssen aufeinander abgestimmt sein, sonst wird es holprig. Besonders schön bei diesem Modell ist: Die Köpfe sind dicht beieinander – es bleibt immer Zeit zum Reden.
Seit dem 1. März darf ich mit Dominik Wolters auf einem besonderen Tandem unterwegs sein: dem Vikariat. Am 6. April wird er in unserer Gemeinde eingeführt. Für fast zwei Jahre werden wir gemeinsam Gemeinde erleben – Gottesdienste, Seelsorge, Feste, traurige und fröhliche Momente. Ich lenke vielleicht ein wenig, aber wir treten zusammen in die Pedale. Und manchmal, da werde auch ich spüren, dass er Kraft gibt, dass er mich mitzieht.
Dieses Bild passt gut zur österlichen Zeit. Ostern erzählt uns von einem Gott, der nicht zuschaut, sondern mit uns unterwegs ist. Jesus bleibt nicht auf Distanz, er geht mit, tritt mit uns in die Pedale unseres Lebens. Selbst durch das finsterste Tal, durch Leid, Zweifel und Tod – bis ins neue Leben.
Im Brief an die Thessalonicher heißt es: „Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unseren Herrn Jesus Christus.“ (1. Thessalonicher 5,9).
Das bedeutet: Wir sind nicht zum Scheitern verurteilt. Gott will unser Heil, unser Leben – und er begleitet uns auf dem Weg dorthin. Manchmal spüren wir seine Kraft direkt, manchmal brauchen wir Weggefährten, die uns helfen, weiterzutreten.
An Gründonnerstag und Ostersonntag wird Dominik seine ersten Predigten halten. Zwei Tage, die gegensätzlicher kaum sein könnten: der dunkle Weg ans Kreuz und das strahlende Licht des Ostermorgens. Und doch gehören sie zusammen – wie zwei, die auf einem Tandem sitzen. Ohne Karfreitag gibt es kein Ostern, ohne Zweifel keinen Glauben, ohne Hürden keine Erfahrung, dass Gott uns durchträgt.
Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit auf diesem Tandem des Vikariats. Auf Gespräche, auf das gemeinsame Treten, auf das Vertrauen, das wächst. Und ich wünsche uns als Gemeinde, dass wir nicht nur zuschauen, sondern mitfahren – als Teil einer lebendigen, glaubenden und hoffenden Gemeinschaft. Denn Ostern erinnert uns: Unser Weg führt ins Leben. Gott sei Dank!
Ihre Silke Kuhlmann