12 Frauen aus Fischerhude gehen ins Kloster
… aber wir, der Frauengesprächskreis, sind nach einem sehr eindrucksvollen Besuch des Klosters Walsrode wieder alle gemeinsam nach Fischerhude zurückgefahren.
Den Besuch dort möchten wir nicht missen.
Wir fuhren mit drei PKWs über die Landstraßen nach Walsrode, phantastische Wälder und Dörfer steigerten unsere Erwartung.
Das Kloster Walsrode ist eines der historischen Lüneklöster und wurde im zehnten Jahrhundert durch den Grafen Walo 986 gegründet. Es erlebte eine wechselvolle Geschichte, Krieg, Plünderung, Brand. Ab 1700 wurden die stark verfallenen Klostergebäude abgebrochen und durch Neubauten auf den ursprünglichen Grundmauern ersetzt.
Am Eingang der Klostermauer empfängt uns eine Bewohnerin des Klosters, Frau Rühwald, in einem hellen Sommerkleid; sie ist keine Nonne, sondern eine Konventualin. Mit viel Freude und Kompetenz stellte sie uns die Geschichte, die Bedeutung, und das Leben im Kloster Walsrode vor.
Das Kloster ist ein kleines Wirtschaftsunternehmen, finanziell verantwortet durch die Klosterkammer und der Abteilung für Kunst und Kultur in der Landesregierung Hannover unterstellt.
Die Tore des Klosters haben sich inzwischen für viele Menschen geöffnet. Weil das Kloster sich der Kunst und der Kultur verpflichtet fühlt, werden Ausstellungen, Konzerte, Musikfeste und Lesungen veranstaltet.
Sogar standesamtliche Trauungen und Taufen werden im „Remter“, dem Speise- und Empfangssaal des Klosters, durchgeführt. Die Gottesdienste finden in der Klosterkapelle, die direkt an die Stadtkirche anschließt, statt.
Schon immer gehörte es zu den Aufgaben eines Klosters, sich im christlichen Sinne sozial zu engagieren. Das machen die Bewohnerinnen des Klosters noch heute. Je nach Begabung übernehmen sie soziale und andere Aufgaben ehrenamtlich, wie Sprach- und Integrationsunterricht für Migrantinnen oder Organisation der Veranstaltungen.
Unsere drängendsten Fragen waren: Wer wohnt heute im Kloster? Zurzeit wohnen dort sieben Konventualinnen, nicht Nonnen, denn die Bewohner haben sehr viele Freiheiten. Sie können jederzeit das Kloster verlassen und ihren eigenen Interessen nachgehen. Die Damen haben ein Berufs- und Familienleben hinter sich. Voraussetzung für die Aufnahme in den Konvent ist die aktive Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche, die Fähigkeit, sich finanziell und körperlich selber versorgen zu können, sowie die Bereitschaft, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und das Interesse, das Kloster und seine Kunstschätze den Besuchern nahe zu bringen.
Welche Verpflichtung haben die Bewohnerinnen? Im Kloster wohnt man mietfrei, nur die Energiekosten müssen bezahlt werden. Die Klosterdamen verpflichten sich dafür, sich nach ihren Fähigkeiten für das Kloster einzusetzen. Auch der gemeinsame Gottesdienstbesuch in Schleier und Chormantel ist verpflichtend. Zweimal in der Woche ist eine Andacht.
In der Kapelle des Klosters bewundern wir die wunderbaren Glasfenster, das Christus Bambino (s. vorige Seite) und eine ganz alte Holzplastik des letzten Abendmahls.
Hinter uns tickt es ständig.
Was ist das? Eine Uhr zeigt „Fünf vor Zwölf“, sie bleibt auf dieser Stundenanzeige stehen: ein Hinweis, egal, wo wir stehen, es kann immer Fünf vor Zwölf sein. Also, tun wir jetzt was nötig ist.
Nach so vielen Informationen, Eindrücken und neuen Erfahrungen war es nötig, dass wir erst mal wieder unser Leben eintauchen, und wir sind in ein wunderbares Café in Walsrode gegangen. Es tat sehr gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen!
Danke an den Frauengesprächskreis für den gemeinsamen Besuch, Danke an Frau Rühwald für die sehr lohnenswerte Führung und Danke an Margret Kollmeier, die unseren Ausflug so toll organisiert hat!
Irmgard Günther